Autorin: Miriam Shergold, Leiterin Koordinationsbereich Berufsbildung & Sekundarstufe II Allgemeinbildung
Im aktuellen Blogbeitrag schreibt Miriam Shergold über die Grundsätze der Durchführung von Qualifikationsverfahren und Abschlussprüfungen 2022 auf der Sekundarstufe ll. Was gilt, falls eine reguläre Durchführung der Prüfungen aufgrund der pandemischen Lage nicht möglich sein sollte?
Es ist einer der prägenden Momente in der Laufbahn der meisten jungen Menschen in der Schweiz: Das Absolvieren des ersten Abschlusses nach der obligatorischen Schulzeit. Im letzten Jahr ihrer Ausbildung beweisen sie an Maturitätsprüfungen, Lehrabschlussprüfungen, nach Praktika und Sprachaufenthalten, was sie in den vergangenen Jahren gelernt haben und ernten mit dem Abschluss die wohlverdienten Früchte ihrer Arbeit.
Die Pandemie hinterliess in den vergangenen Jahren leider auch hier ihre Spuren und gefährdete die übliche Durchführung dieser unterschiedlichen Qualifikationsverfahren. Damit die Schülerinnen und Schülern dieser Jahrgänge in ihrer Bildungslaufbahn nicht benachteiligt werden, war und ist es der EDK ein Anliegen, in dieser Ausnahmesituation genügend Spielraum zu lassen, um zielführende Lösungen für eine sichere Durchführung der Abschlussqualifikationen zu finden. Gleichzeitig muss die Chancengleichheit der betroffenen Schülerinnen und Schüler sowie der Lernenden erhalten bleiben – ebenso die schweizweite Regelung der Abschlussprüfungen, damit die Vergleichbarkeit gewährleistet ist.
Sekundarstufe II Allgemeinbildung
Für die gymnasialen Maturitäten, den Abschluss der Ergänzungsprüfung Passerelle sowie die Abschlüsse der Fachmittelschulen setzte die EDK gemeinsam mit seinen Partnern für das vergangene sowie das aktuelle Schuljahr ein klares Zeichen: Die Qualifikationsverfahren werden in allen Kantonen, wenn immer möglich, gemäss den geltenden Rechtsgrundlagen durchgeführt. Für den Extremfall wurden einige wenige Ausnahmeregelungen vereinbart. Dank der umsichtigen Planung der Kantone und Schulen musste von diesen bisher kaum Gebrauch gemacht werden und es besteht die berechtigte Hoffnung, dass dies auch im laufenden Schuljahr so bleiben wird. Die Schülerinnen und Schüler mussten zwar aufgrund der Pandemie auf einzelne Erfahrungen wie Sprachaufenthalte im Ausland verzichten und viele geliebte Traditionen wie Abschlussfeiern konnten nicht wie üblich erlebt werden. Jedoch haben die Absolventen und Absolventinnen trotz allem die Sicherheit, dass ihre Abschlüsse den gleichen Wert wie vor und nach der Pandemie besitzen.
Berufsbildung
Auch für die Qualifikationsverfahren der beruflichen Grundbildung hat die EDK für das vergangene und aktuelle Schuljahr den Grundsatz verabschiedet: Wo immer möglich, werden die Prüfungen regulär durchgeführt und entsprechende organisatorische Massnahmen getroffen. Die praktischen Prüfungen stellen hier besondere Herausforderungen, denn ihre Ausgestaltung ist von Beruf zu Beruf verschieden und die Umsetzung am Prüfungstag muss an die kantonalen Schutzmassnahmen und Situation in der Branche angepasst werden. Dabei gilt immer: Das Qualifikationsverfahren ist so gestaltet, dass die erfolgreichen Kandidatinnen und Kandidaten einen vollwertigen und vergleichbaren Lehrabschluss erhalten. Wurden im Jahr 2020 für die Hälfte aller Abschlüsse auf Erfahrungsnoten herangezogen, konnte ein Jahr später in den allermeisten Fällen wieder auf die reguläre Prüfungsumsetzung zurückgegriffen werden. Dies ist auch für 2022 zu erwarten. Neu ist in diesem Jahr die Möglichkeit hinzugekommen, den Einsatz von Zertifikaten als organisatorische Massnahme zu berücksichtigen.
Fazit: Geschafft!
Aufgrund der raschen Lösungsfindung und des grossen Engagements aller Beteiligten gingen die Abschlussprüfungen seit 2020 bemerkenswert stimmig über die Bühne. Wer an seine letzte Prüfung denkt oder bereits in die Rolle der Prüfenden geschlüpft ist, weiss, wieviel Stress Ungewissheit und Unsicherheiten verursachen. Alle Beteiligten haben diese Situation mit Bravour gemeistert. Von den Kandidatinnen und Kandidaten über die Berufsbildungsverantwortlichen, Lehrpersonen, Prüfungsleitenden, Rektorinnen und Rektoren bis hin zu den Spitzen der Verbundpartner haben alle Beteiligten gezeigt, dass sie den Herausforderungen der VUCA-Welt – volatil, unsicher, komplex und agil – bestens gewachsen sind.