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Der Mehrsprachigkeit Sorge tragen

22.11.2023

Die Mehrsprachigkeit ist Teil der DNA der Schweiz. An der diesjährigen Tagung zur Mehrsprachigkeit erfolgte eine umfassende Standortbestimmung. Anna Bütikofer war dort.

Die Mehrsprachigkeit ist fester Bestandteil der DNA unseres kleinen Landes und auch gesetzlich verankert. Gestützt auf Artikel 70 der Bundesverfassung (Sprachenartikel) fördert das Bundesamt für Kultur (BAK) seit 13 Jahren das Sprachenlernen. Auch die EDK hat sich vor knapp zwei Jahrzehnten darüber verständigt, dass das Sprachenlernen in einem mehrsprachigen Land im Zentrum stehen soll. 

Porträt von Anna Bütikofer
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Autorin: Anna Bütikofer, Leiterin Koordinationsbereich Obligatorische Schule, Kultur & Sport

Sprachenlandschaft in der Schweiz
Bei Mehrsprachigkeit denken wir zunächst mal an die viersprachige Schweiz oder auch an die drei Sprachregionen und die zwei- und dreisprachigen Kantone. In den Wohnstuben und auf den Pausenplätzen hingegen sieht die Sprachenlandschaft noch vielfältiger aus: Da sprechen zwar mehr als die Hälfte unserer Wohnbevölkerung Schweizerdeutsch und fast jede und jeder Vierte Französisch, gefolgt von Hochdeutsch und Italienisch. Hinzu kommen aber noch viele weitere Sprachen wie beispielsweise Portugiesisch oder Albanisch. Als Minderheitensprache gilt das Rätoromanische und nicht zu vergessen sind die Gebärdensprachen in den drei Landessprachen. Als hörbeeinträchtigte Kinder betroffen sind rund 0.7 % pro Jahrgang. Dazu kommen haufenweie regionale Dialekte und Idiome, die im Alltag gesprochen werden.

Auf farbigen Post-Its steht in verschiedenen Sprachen "Danke"
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Wo wird welche Sprache gesprochen? Die interaktive Karte des BFS gibt darüber Auskunft.
Wo wird welche Fremdsprache als erstes gelernt? Darüber gibt die Grafik von IDES Auskunft.

Seit Umsetzung der Sprachenstrategie der EDK im Jahr 2004 lernen die Kinder in den Schulen bereits im 5. Schuljahr (HarmoS) die erste und ab dem 7. Schuljahr (HarmoS) die zweite Fremdsprache, wobei eine davon eine Landessprache sein muss. Das schulische Sprachenlernen fokussiert dabei sowohl auf den Erwerb der Sprache wie auch auf das Kennen- und Schätzenlernen der anderen Kultur. Die Grundvoraussetzungen für das Sprachenlernen wurden in der Sprachenstrategie bezeichnet: Allgemeine Verbesserung des Sprachenunterrichts, besondere Fokussierung auf das frühe Lernen einer Fremdsprache und des Sprachenerwerbs der Schulsprache in der frühen Kindheit.

Förderung der Landessprachen im Unterricht
Zur Verbesserung des Sprachenunterrichts wurden vom BAK seit 2011 mehr als 70 Projekte zur Förderung der Landessprachen im Unterricht bewilligt. Die Gesuchstellenden stammen aus Bildungsinstitutionen, Pädagogischen Hochschulen oder Bildungsverwaltungen der ganzen Schweiz. Das Generalsekretariat der EDK ernennt jeweils die Expertinnen und Experten zur jährlichen Beurteilung der Gesuche.

Zwei Drittel der Projekte fokussierte auf die Entwicklung von Unterrichtssequenzen und Lehrmittel für den Unterricht einer zweiten oder dritten Landessprache. Der Rest konzentrierte sich auf den zweisprachigen Unterricht. Das kürzlich publizierte Inventar des zweisprachigen Unterrichts in der Schweiz zeigt auf, dass der zweisprachige Unterricht, in dem einzelne Fächer regelmässig in einer anderen als der üblichen Schulsprache vermittelt werden, zunehmende Beliebtheit erfährt. Insbesondere auf Sekundarstufe II besuchten im Schuljahr 2021/2022 eine resp. einer von sechs Schülerinnen und Schüler einen zweisprachigen Lehrgang auf Gymnasialstufe. Aber auch in den Berufsschulen, vor allem in der Deutschschweiz und in den zwei-/dreisprachigen Kantonen gibt es zunehmend solche Angebote.

Früher (Fremd-)Sprachenerwerb
Was das frühe Sprachenlernen betrifft, bestätigten einige der geförderten Projekte den Befund, dass Frühes Sprachenlernen eine gewichtige und effiziente Voraussetzung für das Erlernen weiterer Sprachen schafft. Betroffen vom frühen Spracherwerb sind auch Kinder, die zuhause eine andere Sprache als die Schulsprache sprechen. Die Förderung der Schulsprache vor Eintritt in den Kindergarten ist denn auch in vielen Kantonen etabliert oder befindet sich gegenwärtig in Umsetzung. Ausserdem hat das BAK zum fundierten Erwerb der Erstsprache für Anderssprachige rund 20 Projekte gefördert. Dabei wurden sowohl Unterrichtsmaterialien in diesen Sprachen als auch Angebote für die Lehrpersonen entwickelt.

Ein Flipchart voll Illustrationen zur Tagung Mehrsprachigkeit
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Graphic Recording der Tagung «Mehrsprachigkeit» 2023 | Referenz: Peter Holliger, Graphic Recorder | Photo: Luzi Schär

Tagung Mehrsprachigkeit in Davos
An der Tagung «Mehrsprachigkeit», die vom 9. bis 10. November 2023 in Davos stattfand, haben mehr als 100 Personen aus Forschung, Lehrerbildung, Bildungsverwaltung und Unterrichtspraxis Bilanz gezogen. Die Breite und Tiefe der Projekte wurden dabei gewürdigt, die Ergebnisse und Produkte sind in der Öffentlichkeit aber noch zu wenig bekannt. Die zentrale Forschungslücke ist der Einbezug von mehrsprachigen Kindern ins Sprachenlernen – insbesondere mit Blick auf die Berücksichtigung beim Erwerb der ersten und zweiten Fremdsprache und als potentielle Ressource. Im kommenden Frühjahr wird das BAK die künftige Ausrichtung der Sprachenprojekte gemeinsam mit den Expertinnen und Experten und unter Mitwirkung des GS EDK fortsetzen.

Möchten Sie etwas zu dem Thema sagen? Oder haben Sie generell Inputs zum Blog? Schreiben Sie uns per, wir freuen uns über Ihre Rückmeldung.

Weitere Informationen.

Kontakt

Generalsekretariat der EDK
+41 31 309 51 11

 

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