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KI und I&D: Bedrohung oder Mehrwert?

07.11.2023

Wird künstliche Intelligenz die Informations- und Dokumentationsberufe obsolet machen? Die Frage scheint schon die Antwort zu enthalten, denn die Bereiche sind untrennbar miteinander verbunden. Auch IDES denkt darüber nach.

Wird die künstliche Intelligenz (KI) die Berufe im Bereich Information und Dokumentation (I&D) obsolet machen? Diese Frage zu stellen ist fast schon eine Antwort, da die Bereiche so eng miteinander verbunden sind. Die Herausforderung besteht darin, die KI-Bausteine und -Module intelligent und verständlich einzusetzen, um den Zielgruppen der Informations- und Dokumentationszentren bestmöglich zu dienen. IDES denkt auf seiner Ebene ebenfalls darüber nach.

Porträts Michel Rohrbach und Alexander Gerlings
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Autoren: Michel Rohrbach (links) und Alexander Gerlings (rechts), Co-Leiter der Fachagentur IDES

ChatGPT, was weisst du über den Lehrermangel?
Fragen wir ChatGPT 3.5, welche Massnahmen die Schweizer Kantone ergreifen, um den Lehrermangel zu bekämpfen. Das Ergebnis, das Informationen zusammenstellt, die bis Januar 2022 im sichtbaren Web gesammelt wurden, ist ziemlich verblüffend.

Screenshot einer Anfrage an ChatGPT
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Setzen wir die Übung fort und fragen ChatGPT 3.5, ob es über Zahlenmaterial und Szenarien in diesem Bereich verfügt. Die Akteure des Systems wissen, dass diese Elemente vom Bundesamt für Statistik (BFS) erarbeitet und zur Verfügung gestellt werden. Hier ist die Antwort von ChatGPT 3.5 etwas enttäuschender, auch wenn die Empfehlungen korrekt sind. Die Quellen und Publikationen des BFS sind für die ChatGPT-Rechner derzeit nicht zugänglich. Auch der von der SKBF veröffentlichte Bildungsbericht Schweiz 2023 wurde noch nicht berücksichtigt, obwohl er interessante Informationen enthält.

Es ist somit zu beachten, dass ChatGPT sich nur auf Informationen stützen kann, die sich im sichtbaren Web befinden und wahrscheinlich weniger als 10 % der im gesamten Web verfügbaren Informationen ausmachen.

Natürlich lässt sich KI nicht auf das ChatGPT-Modell reduzieren, auch wenn dieses viele Probleme aufgezeigt hat, die in die öffentliche Debatte gelangt sind.

KI und I&D: eine gemeinsame Geschichte
Die Informations- und Dokumentationswissenschaften (I&D) sind untrennbar mit den Fragen verbunden, die sich mit dem Aufkommen von Techniken stellen, die künstliche Intelligenz nutzen. Bereits seit den 1950er Jahren werden KI-Bausteine und -Module in den Prozessen der Verarbeitung, Aufbewahrung, Verbreitung und Suche von Informationen und Dokumenten genutzt. Man denke etwa an die optische Zeichenerkennung (OCR), die es ermöglicht, Informationen in Dokumenten zu finden, die nicht digital erstellt wurden. Noch vor 20 Jahren waren die Ergebnisse von OCR-Systemen nicht besonders gut: Wörter wurden oft falsch interpretiert, bestimmte Schriftarten konnten nicht gelesen werden oder es gab zu viele Fehler für eine effektive Nutzung. Heute ist die KI in der Lage, viele Elemente z.B. anhand ihres Kontextes zu rekonstruieren. Manuskripte können ebenso wie Bilder analysiert werden, wodurch neue, bisher unveröffentlichte Quellen zugänglich gemacht werden, und neue Forschungsfelder entstehen. Ebenso können viele andere Aspekte (automatische Indexierung, Qualitätskontrolle) durch KI unterstützt werden.

Foto von Büchern, die ein Mann in den Händen hält
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Foto von einem Mann, der auf einen Laptop schreibt, davor Symbole zur Illustration von künstlicher Intelligenz
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Noch grössere Veränderungen sind im Zusammenhang mit der Entwicklung von Open Access und den damit verbundenen grossen und komplexen Datensätzen zu erwarten, die für die herkömmliche Nutzung zu umfangreich sind. Die Metadaten (Autoren, Institutionen, Schlüsselwörter oder Deskriptoren, Beschreibung der Datensätze) und ihre Qualität werden immer wichtiger werden.

Informations- und Dokumentationsspezialisten haben hier weiterhin ihre Rolle zu spielen. Sicherlich nicht allein, sondern in Zusammenarbeit mit Personen, die über Fachwissen in einem bestimmten Bereich verfügen. KI kann ohne qualitativ hochwertige Quellen nicht gut funktionieren und die Erstellung von Quellen durch Fachleute kann von den durch KI zur Verfügung gestellten Werkzeugen profitieren.

Und im Bereich der Information und Dokumentation über Bildung in der Schweiz?
In diesem Bereich scheint ein Projekt wie das Virtual Educational Observatory ein interessantes Fallbeispiel zu sein – und ist deshalb Teil des NFP77 «Digitale Transformation». Ziel des Projekts ist es, in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Bildungsinformatikerinnen, Soziologen und Data-Mining-Expertinnen mehrere Datensätze zu übernehmen, um sie zu einem Bild der Bildung, des Lernens und der digitalen Transformation zu vereinen. Diese Ansätze sind dazu gedacht, den Prozess des Bildungsmonitorings zu bereichern; sie sollen die verantwortlichen Expertinnen und Experten zwar nicht ersetzen, aber unterstützen, indem sie die möglichen Ansätze erweitern.

In ähnlicher Weise zielt das Projekt Connectome von Switch darauf, die Quellen und Ressourcen vieler Institutionen, deren Daten derzeit nicht zugänglich sind, miteinander zu verbinden und in offene Daten umzuwandeln, um sinnvolle Verbindungen zu ermöglichen.

Beide Projekte sind mit der Fachhochschule Graubünden und insbesondere mit dem «Schweizerischen Institut für Informationswissenschaft (SII)» verbunden. IDES hat das Glück, seit mehr als fünf Jahren mit dieser Institution zusammenzuarbeiten, um den Schweizerischen Dokumentenserver Bildung edudoc.ch zu betreiben. Wir setzen darauf, dass interessante Fortschritte erzielt und Verbindungen zwischen relevanten Daten hergestellt werden können.

Also: KI und I&D, eine symbiotische Entwicklung nach bestem Wissen und Gewissen?

Möchten Sie etwas zu dem Thema sagen? Oder haben Sie generell Inputs zum Blog? Schreiben Sie uns per, wir freuen uns über Ihre Rückmeldung.

Weitere Informationen.

Kontakt

Generalsekretariat der EDK
+41 31 309 51 11

 

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