Nationale Strategie für Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung: Am Puls der Zeit
Die Zeiten, als die Berufsberatung mit ihrem Angebot primär auf Schülerinnen und Schüler fokussierte, sind definitiv vorbei. Heute ist die Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (BSLB) ein moderner Service public für die gesamte Bevölkerung.
Am Anfang stand eine Vision: Die Kantone sollen der Bevölkerung eine moderne BSLB zur Verfügung stellen und dafür – wo sinnvoll – über die Kantonsgrenzen hinweg zusammenarbeiten. Im Auftrag der EDK hat die Schweizerische Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (KBSB) dazu eine Strategie entwickelt. Mit deren Verabschiedung an der EDK-Jahresversammlung im Oktober 2021 wurde der Grundstein für die gezielte Weiterentwicklung der BSLB in den Kantonen und auf nationaler Ebene gelegt.
Die KBSB hat seither gemeinsam mit den zuständigen Partnerorganisationen die ersten Massnahmen umgesetzt. Als Fahrplan für die Umsetzung dient ein Aktionsplan mit unterdessen 26 Massnahmen. Im Folgenden werden drei konkrete Projekte daraus vorgestellt.
Die Arbeitswelt ist im Umbruch; insbesondere die Digitalisierung und Globalisierung führen zu tiefgreifenden Veränderungen. Neue Berufe entstehen, neue Kompetenzen sind gefragt. Gleichzeitig verändern wir uns alle im Laufe des Arbeitslebens. Wenn die Anforderungen des Arbeitsmarktes und die eigenen Bedürfnisse nicht mehr übereinstimmen, ist es wichtig, eine Standortbestimmung vorzunehmen. Genau dies will viamia: Das Programm unterstützt Personen über 40 Jahre dabei, ihren Platz in der Arbeitswelt zu behalten, einen neuen Platz zu finden oder sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Dazu haben die Kantone unter der Koordination des SBFI mit viamia ein kostenloses Angebot für die berufliche Standortbestimmung und Laufbahnberatung von Arbeitnehmenden über 40 Jahre ins Leben gerufen.
viamia ist Teil des 2019 beschlossenen Massnahmenpakets des Bundesrats zur Förderung inländischer Arbeitskräfte. Verantwortlich für die Umsetzung ist die KBSB. Seit Anfang 2022 bieten alle Kantone viamia-Beratungen an. Die Mitarbeitenden der kantonalen BSLB wurden speziell für diese Beratungen geschult. Sie stehen der Bevölkerung als kompetente Fachpersonen zu Verfügung und klären Fragen rund um die berufliche Situation sowie Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Sie loten Handlungsoptionen aus, wie die individuelle Arbeitsmarktfähigkeit weiter gestärkt werden kann.
Hinter dem sperrigen Begriff «Laufbahngestaltungskompetenzen» (LGK) verbirgt sich eine einfache Frage: Über welche Kompetenzen muss ein Mensch verfügen, um die eigene Laufbahn in jedem Lebensabschnitt aktiv und selbstbestimmt zu gestalten? In der Primarschule wird die Neugier für die verschiedenen Berufe geweckt. Jugendliche sollen Kompetenzen erwerben, die ihre Resilienz fördern, was sie bei der Lehrstellensuche und während der Lehre unterstützt. Erwachsene können durch Weiterbildungen die berufliche Expertise erweitern. Diese drei Beispiele zeigen: Aneignung von LGK ist ein stetiger Prozess.
Um welche Kompetenzen es sich schliesslich für die einzelnen Lebensabschnitte handelt, untersuchen aktuell zwei Teams der Universitäten Bern und Lausanne mit verschiedenen Partnerinnen und Partnern. Ende Jahr soll eine Übersicht über die LGK zur Verfügung stehen. Ziel ist, dass ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung über die nötigen Kompetenzen verfügt, um sich aktiv und selbstbestimmt in der sich verändernden Arbeitswelt zurechtzufinden.
Welches Profil benötigen Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterinnen und -berater und wer definiert dieses? Während die Kompetenz für die Ausgestaltung der BSLB bei den Kantonen liegt, ist der Bund zuständig für die Ausbildung der Berufsberatenden. Der Bundesrat erlässt die Mindestvorschriften für die Anerkennung der Bildungsgänge. Diese basieren auf einem Qualifikationsprofil, das mittlerweile etwas in die Jahre gekommen ist.
Im Auftrag des SBFI überarbeiten Fachleute, Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Kantonen sowie anderen Organisationen bis Ende 2023 die Kompetenzen, die dem Qualifikationsprofil zugrunde liegen. Im Anschluss daran wird die Ausbildung für Berufsberatende den heutigen Gegebenheiten in Gesellschaft und Wirtschaft angepasst. Berufsberatende sollen auch weiterhin eine qualitativ hochstehende Ausbildung absolvieren können, die sie für ihre Tätigkeiten befähigt.